Wir befassen uns bei projaegt viel und intensiv mit ländlicher Entwicklung, Innovation und Zukunftsdenken. Ein Ergebnis daraus ist die Eröffnung unseres Coworking Space cw+ in Stadtlohn.
Was uns dazu bewegt hat und woran wir glauben, verrät Alexander Jaegers im folgenden Interview hierzu:
Warum haben wir ein Coworking Space auf dem Land in Stadtlohn eröffnet?
Ich würde nicht sagen, dass wir auf dem „klassischen Land“ leben. Das Münsterland ist schon anders strukturiert wie z.B. Gegenden in Schleswig-Holstein oder Brandenburg. Aber es stimmt – Coworking kennt man eher aus Großstädten – und der „Rollout“ auf´s „Land“ beginnt erst jetzt ein wenig. Wir wollen mit dem Coworking Space in einer alten tollen und sehr zentral gelegenen Villa in Stadtlohn einen neuen Arbeitsort in Stadtlohn entwickeln. Ein Ort, der für eine neue Form des umweltbewussten und ressourcenschonenden Arbeitens steht und wo innovative Dinge entstehen können, wenn man die richtigen Akteure zusammenbringt. Wir wollen eine Arbeitsumgebung schaffen, in der für die Nutzer alles angerichtet ist, um automatisch und neben der Arbeit von Synergieeffekten zu profitieren. Hierbei denken wir beispielsweise an das Knüpfen von Kontakten oder aber auch z.B. Umweltschonung und Zeitersparnis durch weniger Pendler-KM.
Was ist der Mehrwert für den Nutzer?
Unsere Kunden können von sich aus mit Stolz behaupten, dass sie umweltbewusst und ressourcenschonend ihre Arbeitszeit einsetzen. Wir haben z.B. ermittelt, dass regelmäßig ein Tag Coworking bei uns im cw+ nicht unbedingt teurer ist als zu pendeln, dafür aber sinnlose und immer stressiger werdende Zeit im Auto und damit noch ein nicht unerheblicher CO2-Ausstoß spart. Und darüber hinaus: Ich kann SOFORT anfangen und brauche außer meinem Rechner nichts mitbringen: Vollständig ausgestatteter Arbeitsplatz, Besprechung- und Workshopraum, Gemeinschaftsküche, Garten – und keinen Mietvertrag, dafür Kontakte.
In einem Coworking Space kommen die verschiedensten Charaktere und Nutzergruppen zusammen. Unterschiedliche Branchen treffen aufeinander, die normalerweise nicht gemeinsam am selben Ort arbeiten würden. Nimmt man dieses Angebot offen an, kann man nur profitieren.
Wodurch rechnet sich ein Arbeitsplatz in einem Coworkingspace?
In dem ich mir Pendlerzeit und die Kosten für ein eigenes Büro spare. Denn gerade ein eigenes Büro erhält ja durchaus Kosten, die man so auf den ersten Blick nicht auf dem Schirm hat, wenn man eine nackte Zahl „5,50 Euro/qm“ liest. Was ist mit Kosten für Renovierung, Glasfaseranschluss, moderne und gesundheitsschonende Büromöbel, Garderobe, evtl. Miete zahlen für einen Besprechungsraum, den man nur 2x im Monat nutzt usw.? Ein Coworking Space ist da einfach günstiger! Und man bindet sich auch nicht an einem Mietvertrag für 3-5 Jahre. Und was auch wichtig ist: Der Faktor Zeit! Wieviel Arbeitszeit es alleine erfordert, die o.g. Dinge zu organisieren?
Welche Änderungen siehst du generell in Sachen „Neue Arbeitsformen“?
Ich glaube wir stehen gerade erst am Anfang einer Entwicklung, welche die Arbeitsprozesse in den nächsten 10 Jahren spürbar verändern werden. Die zunehmende Digitalisierung wird dafür sorgen, dass es für viele Dienstleistungsberufe unerheblich ist, wo man arbeitet. Und warum dann nicht dort arbeiten, wo man lebt, wo man sich austauschen kann und dabei auch noch umweltbewusst unterwegs ist? Home-Office war und ist natürlich für viele eine erste ernsthafte Alternative. Aber nach den letzten 6 Monaten unter Corona-Bedingungen kenne ich viele Reaktionen, die sagen: Mir fällt zuhause die Decke auf dem Kopf, ich sehe nur noch meine eigenen 4 Wände und immer lockt überall Ablenkung. Und gerade dafür wollen wir auch eine Alternative bieten. Zudem glauben wir, dass künftiger immer häufiger in kleineren flexibleren Einheiten gearbeitet wird, wofür sich die kurzfristige Nutzung von Ressourcen in einem Coworking Space optimal anbieten. Warum sich gleich eine ganze Kuh kaufen, wenn man nur ab und zu ein Glas Milch haben will?
Was macht das cw+ darüber hinaus noch zu einem innovativen Ort?
Das wirklich besondere an diesem Ort ist es, dass wir dort das Thema „Wie wollen wir arbeiten“ ganzheitlich angehen und dazu bereits früh ansetzen: Denn gemeinsam mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken stellen wir gerade auf der kompletten 1. Etage in der Villa einen außergewöhnlichen außerschulischen Lernort auf die Beine: Das sog. „Forscherhaus“. Dort können Kinder zw. 3-10 Jahren unter pädagogischer Begleitung zu den sog. MINT-Themen forschen. In die einzelnen Experimente werden auch Unternehmen aus Stadtlohn und Umgebung eingebunden, in dem diese z.B. Forschermaterialien zur Verfügung stellen oder demnächst Auszubildende die Kinder beim Forschen unterstützen und betreuen. Ein wie ich finde total innovativer Ansatz, um Kindern frühzeitig das Forschen und Entdecken beizubringen und somit einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung von morgen zu leisten. Und davon profitieren wir dann auch vom cw+ – in dem neue Akteure in die Villa kommen, die wir vielleicht sonst so nicht erreicht hätten. Und das ist ja auch das Tolle und Spannende am Coworking: Akteure kommen zusammen, die sich vielleicht so nie getroffen hätten, und neue Kontakte und Synergien entstehen, z.B. bei einem Kaffee in der Küche oder beim Plausch im Garten. Und dafür bietet ein Coworking Space halt die besten Voraussetzungen: Auf einer Tagung sind oftmals die Gespräche auf dem Gang oder beim Essen auch wertvoller als die zahllosen Vorträge.
Ist das Projekt „cw+ Coworking“ etwas, wovon auch andere Kommunen lernen können?
Sicherlich – aber es muss auch für und zu dem Ort passen. Da gibt es ja überall unterschiedliche Voraussetzungen. Wichtig sind die Akteure vor Ort – innerhalb und außerhalb der Verwaltung. Innovative Kommunen zeichnen sich m.E. zudem dadurch aus, dass z.B. Schnittstellen in Verwaltungen besser und effizienter miteinander kommunizieren, dass Entscheidungen getroffen werden, die sich von den zeitlichen Abläufen denen in einem Unternehmen angleichen, und wo Bürger proaktiv in Prozesse eingebunden werden. Und dass man alle Abläufe konsequent auf 2 Dinge abklopft: Ist das ressourcenschonend – und nutzen wir die Möglichkeiten der Digitalisierung optimal aus? Innovatives Denken für den Ort muss sozusagen ins Verwaltungssystem eingeimpft bzw. in alle Abläufe implementiert werden – da gibt es noch ganz viel ungenutztes Potential in unseren Rathäusern.
Gerne diskutieren wir weiter und intensiver mit Ihnen über das Thema “Coworking” und innovative Arbeitsformen.
Nehmen Sie gerne Kontakt dazu zu uns auf: info@cwplus.de.
Weitere Informationen finden Sie auch auf unserer Webseite www.cwplus.de.